Während derzeit seitens der Bundesregierung wieder schärfere Maßnahmen in Sachen Coronakrise verhängt und nach wie vor politisch und medial vordergründig immer dieselben Ärzte und Virologen gehört werden, möchte ich einen Blick zurück – zum Anfang dieses ungewöhnlichen Jahres – werfen. Hier konzentriere ich mich auf das Thema Tourismus, der Branche, die im Lockdown wohl mit am meisten zu leiden hatte.
Bekanntlich ging ab März 2020 für volle zwei Monate touristisch gar nichts mehr. Letzte Wintertouristen oder erste Frühjahrsbesucher hatten in ganz Sachsen bzw. Mitteldeutschland das Nachsehen, denn sowohl Hotels als auch Pensionen und Ferienwohnungen durften keine Gäste mehr beherbergen. Touristische Einrichtungen jeder Art wurden mit einer Stornierungsflut konfrontiert, was bei sehr vielen Unternehmen, die von Touristen leben, für große Existenzängste sorgte. Die Kassen blieben leer, während die üblichen Kosten – von Strom über Wasser bis hin zu (Kurzarbeit-) Gehältern – weiterliefen.
Vertreter der Reisebranche demonstrierten für Soforthilfen
Dass diese Sorgen berechtigt waren, zeigten am 29. April 2020 Vertreter der Reisebranche auf dem Leipziger Augustusplatz. Sie machten auf ihre desolate Lage aufmerksam und forderten den Staat auf, ihre gebeutelte Branche mit Soforthilfen zu unterstützen. Diese flossen später, entpuppten sich aber als wenig durchdacht, da Selbständige die staatlichen Gelder lediglich für die Betriebskosten aufwenden durften. Wer allerdings neben der Pacht für das eigene Lokal noch die Miete für die eigenen vier Wände zahlen musste, sah sich weiterhin mit Existenznöten konfrontiert.
Im Mai 2020 konnten erste Touristiker auf einen leichten Aufschwung hoffen. Das schöne Wetter im Frühjahr nutzten viele Ausflügler in Sachsen, um die eine oder andere Attraktion zu besuchen. So war beispielsweise am Pfingstsonntag dieses Jahres die Zittauer Schmalspurbahn auf der Strecke nach Oybin ausgebucht. Unter Einhaltung der Abstandsregeln nutzten viele Leute das nostalgische Stahlross, um im Oberlausitzer Bergland die ersten Sonnenstrahlen der Frühlingssonne zu genießen. Auch andere touristische Highlights im ganzen mitteldeutschen Raum zogen wieder etwas mehr Gäste an, so dass etliche Hotels und Restaurants wieder Einnahmen verzeichnen konnten.
Dennoch lag der Großteil der deutschen Tourismusbranche noch immer am Boden. Nicht zuletzt, weil auch das Auslandsreisegeschäft durch Corona stark zurückgegangen war. So haben beispielsweise viele Urlauber ihre Bus- oder Urlaubsreise ins Ausland storniert – zu risikoreich in Zeiten des Virus. Busreiseveranstalter und Reiseunternehmen machten deshalb am 17. Juni 2020 in Berlin auf ihre Lage aufmerksam. Mit einer Großdemo waren auf beiden Seiten des Brandenburger Tores sowohl Busreiseunternehmer als auch Vertreter bundesweiter Reiseveranstalter in Form einer Sternfahrt präsent. Vor Ort war auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der ein Soforthilfe-Paket von 170 Millionen Euro für die gebeutelte Reisebranche zusagte.
Im Sommer sorgte leichter Anstieg der Touristen für etwas Entspannung
Im Verlauf des Sommers zog dann der deutschlandweite Tourismus tatsächlich wieder etwas an. Davon überzeugte ich mich sowohl in Thüringen als auch in Frankfurt am Main und in meiner Heimat Sachsen. Größere Orte wie Zwickau oder Chemnitz konnten relativ rasch wieder ein öffentliches Leben gestalten und mit geöffneten Lokalen oder Übernachtungsstätten Touristen anziehen, während kleinere Orte im vergangenen Sommer ein oft nur verhaltenes Tourismusaufkommen registrieren konnten.
Diese Situation war auch Gegenstand verschiedener politischer Debatten mit meinen Parteifreunden und betroffenen Unternehmern. So tauschen wir uns am 07. Juli 2020 in Großschirma mit Touristikern aus dem Erzgebirge darüber aus, wie der Neustart nach Corona in der beliebten Ferienregion beginnen kann.
Insgesamt stellte ich bei meinen Stippvisiten in Sachsen während des Sommers eine leichte Belebung des Tourismus fest, was auch daran lag, dass viele Deutsche ihren Urlaub im Inland verbrachten. Doch trotz eines leichten Anstiegs von Urlaubern im Freistaat konnten diese Gäste die großen Verluste von Hoteliers, Gastronomen und Vermietern von Ferienwohnungen längst nicht ausgleichen.
Aktuelle Lage erinnert an den März – Augenmaß ist gefragt
Auch jetzt – vor den Herbstferien – ist die Verunsicherung groß, denn das aktuelle Agieren der Bundesregierung erinnert an die Zeit vor dem ersten Lockdown. Ein zweiter Lockdown ist längst schon wieder im Gespräch und würde nochmals einen herben Rückschlag für jene Touristiker bedeuten, die auf Urlauber in der Weihnachts- und Wintersaison hoffen, beispielsweise im Erzgebirge oder in Thüringen. Aber auch die klassischen Weihnachtsmarkt-Destinationen wie Leipzig oder Dresden bangen aktuell um die Durchführung der beliebten Märkte.
Es bleibt deshalb zu hoffen, dass die Bundesregierung die derzeitige Situation mit Augenmaß angeht und keinen überzogenen Aktivismus an den Tag legt.
Ich werde diesbezüglich in den nächsten Wochen einmal mehr in Mitteldeutschland unterwegs sein und mir vor Ort ein Bild machen.
Ihr
CHristoph Neumann