Am Mittwoch, den 19. August 2020 besuchte ich – wie auch im Jahr zuvor – das Sparkassen-Tourismusbarometer, eine vom Ostdeutschen Sparkassenverband jährlich ausgerichtete Veranstaltung. In diesem Jahr luden die Organisatoren in das Treibehaus in der Saigerhütte in Olbernhau im Erzgebirge.
Erwartungsgemäß waren die Umsatzeinbußen, die sächsische Touristiker von März bis Mai 2020 coronabedingt hinnehmen mussten, ein großes Thema. Die Ausfälle waren hoch und trafen Betriebe, die vor der Ausbreitung des Coronavirus eine starke Wettbewerbsposition hatten. Immerhin wurden im Freistaat 2019 um 20,8 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Betrieben und auf Campingplätzen erreicht – ein Plus von 3,3 Prozent zum Jahr 2018.
Sachsen ist in den letzten Jahren in der Gunst von Besuchern mehr und mehr gestiegen, die Viruskrise bremste diese Entwicklung allerdings jäh aus.
Coronavirus verursachte hohen Nachfragerückgang im ostdeutschen Tourismus
So verzeichneten die Touristiker in den Monaten Januar bis Mai 2020 Nachfragerückgänge von 44,5 Prozent bei den Übernachtungen und 50,9 Prozent bei den Ankünften im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im März, April und Mai 2020 verzeichnete man die stärksten Rückgänge bei den Übernachtungen. Im März lagen sie bei minus 48,2 Prozent, im April bei minus 85,2 Prozent und im Mai bei minus 68,4 Prozent.
Auch der Beginn der Sommersaison verlief verhalten, so dass im August 2020 noch viele Betriebe in der sächsischen Tourismusbranche Einbußen verspürten. In der gesamten Freizeitwirtschaft für Ostdeutschland waren in diesem Monat noch 19 Prozent Kurzarbeit zu verzeichnen.
Insofern wurde auf dem diesjährigen Tourismusbarometer an Bürgermeister, Landräte und Kämmerer appelliert, via Schulterschluss mit den Touristikern die Tourismuswirtschaft wieder zu stärken.
Fachkräfte-Gewinnung unter neuen Bedingungen
Ein weiteres Thema war die Gewinnung von Fachkräften in der Tourismusbranche. Im Rahmen eines interessanten Vortrages erfuhren die Gäste, dass sich der Fokus bei vielen jungen Jobanfängern sehr stark auf die Freizeit konzentriert. Die tägliche Arbeit verliert an Stellenwert, die Berufsausübung wie sie sich bislang gestaltete, wird in den Medien gar schon als „totalitär“ bezeichnet. Auch die Tourismusbranche ist mit einer Vielzahl von Berufsstartern konfrontiert, die in Bewerbungsgesprächen Freizeit und Urlaub an erster Stelle erwähnen und bis dato klassische Aufgaben oftmals als Zumutung empfinden.
Ob sich dieser Trend fortsetzt bleibt abzuwarten. Gegenwärtig jedoch müssen viele Unternehmer in der Touristikbranche mit Mehrwerten rund um den Job locken und das ein oder andere Zugeständnis machen, damit sie adäquates Fachpersonal überhaupt bekommen.
Touristiker mit Herzblut sehen ihre Gastgeber-Rolle als Berufung!
Wie gut es da tut, zu sehen, dass gestandene Touristiker ihren Beruf nicht als schnöden Job begreifen, sondern die Dienstleistung am Gast als Berufung und sich selbst als Gastgeber sehen!
Ich jedenfalls habe auf meinen vielen Tourismus-Stippvisiten in Sachsen und Mitteldeutschland viele solcher Persönlichkeiten kennengelernt. Sie sind es, die den Tourismus im Osten zu dem gemacht haben, was er jetzt ist – nämlich hochattraktiv für nationale und internationale Gäste!
Diese Touristiker sorgen tagtäglich dafür, dass gefragte Regionen nicht nur beliebte Ziele bleiben, sondern arbeiten auch fleißig an neuen Konzepten und Attraktionen, mit denen noch mehr Besucher gewonnen werden können.
Ihr
CHristoph Neumann