Diese Woche führten mich touristische Stippvisiten in das Rheingau. Dieses Gebiet erstreckt sich beiderseits des Rheins. Es beginnt etwas südlich von Mainz, in der Nähe der Mündung des Main in den Rhein. Ab dieser Mündung schwenkt der Rhein, der bis dahin von Süden nach Norden fließt, in Richtung Westen. Nach rund 30 Kilometern verläuft der Rhein nach der Stadt Bingen wieder gen Norden in Richtung Bonn. Dieser Abschnitt zwischen Bingen und Bonn ist das Mittelrheintal mit einer Länge von 130 km und seit 2002 UNESCO-Weltkulturerbe.
Eine technische Besonderheit seit 1888
Zwei politisch bedeutende Städte befinden sich im Rheingau. Am rechten Rheinufer liegt Wiesbaden, die Landeshauptstadt von Hessen. Die kreisfreie Stadt ist ein Oberzentrum und bildet mit Mainz ein länderübergreifendes Doppelzentrum. Wiesbaden wurde im Jahre 828 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, hat heutzutage rund 280.000 Einwohner und gehört zu den wohlhabenden Städten Deutschlands. In der Stadt befinden sich die ältesten Kurbäder Europas mit 15 Thermal- und Mineralquellen, die schon von den Römern geschätzt wurden. Wiesbaden ist für seine Kur- und Bädereinrichtungen sowie für das Casino weltbekannt. Daneben bietet die Stadt eine technische Besonderheit: Seit 1888 fährt die Nerobergbahn zum gleichnamigen Berg. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf Wiesbaden. www.nerobergbahn.de
Die Hauptstadt von Hessen ist sehr belebt, Einheimische und Besucher schlendern durch die Altstadt und genießen in Cafés oder Restaurants das Leben. Hier scheint es, als habe es Corona und seine starken Einschränkungen für das tägliche Leben nicht gegeben. Es ist zu wünschen, dass diese Situation anhält und dies wieder ein dauerhafter Zustand für den Einzelhandel und die Gastronomie bleibt.
Eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika
Überquert man auf der Theodor-Heuss-Brücke den Rhein, befindet man sich in Rheinland-Pfalz und direkt im Herzen von Mainz. Die Landeshauptstadt Mainz wurde im Jahr 13 vor Christie durch die Römer gegründet und hat gegenwärtig rund 220.000 Einwohner. Das berühmteste Wahrzeichen ist der Dom. Sein Bau begann im Jahr 975 und ist ein gewaltiges Bauwerk der Romanik mit gotischen Seitenschiffen. www.mainz.de/tourismus/sehenswertes/dom-st.martin.php
Mainz hatte innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation eine wichtige Funktion. Der Erzbischof von Mainz war als Kurfürst gleichzeitig der Reichserzkanzler und somit nach dem Kaiser der 2. Mann im Staate. Diese Funktion existierte bis zum Untergang des Reiches im Jahr 1806.
Fachwerkhäuser treffen auf Neubauten
Im 2.Weltkrieg (1939-1945) wurde die Innenstadt von Mainz zu 80% zerstört. Die Stadtväter bemühten sich, beim Wiederaufbau ein harmonisches Gesamtbild zwischen den alten Fachwerkhäusern und den Neubauten zu schaffen; in der Regel ist dies gelungen. Somit können die Mainzer und die Besucher gemütlich durch enge Gassen und auch größere begrünte Freiflächen schlendern. Genauso wie in Wiesbaden war von Corona wenig zu spüren. Die Menschen genossen ihre Freiheiten, auch wenn diese möglicherwiese nicht von Dauer sein werden.
Bekannt ist Mainz auch für seinen Karneval. Seit 1838 gibt es den Mainzer Carneval-Verein. Die Fastnacht in Mainz und das Lied Humba Täterä und der Ruf Mainz Helau sowie Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht, sind weithin bekannt. www.mainzer-carneval-verein.de/mcv/
Wer einen gemütlichen Abend verbringen möchte, setzt sich an die Rheinterrassen bei der Altstadt mit Blick auf Wiesbaden und die Mündung des Main in den Rhein. Vorbeifahrende Lastkähne, Schuten oder Kreuzfahrtschiffe sowie private Boote sorgen für spannende Abwechslung. In der Abenddämmerung steigt dann in der Seele des Betrachters ein Gefühl von Sehnsucht und Freiheit empor.
Ihr
CHristoph Neumann