Am Vormittag hatte ich meinen offiziellen Termin im Wirtschaftsministerium, Abteilung Tourismus. Im Anschluss gönnte ich mir eine Stadtrundfahrt per Boot. Der ehemalige Wallgraben der Altstadt von Riga ist noch vorhanden und in einen Park eingebettet, der das Zentrum umgibt. Dieser Graben ist an zwei Stellen mit der Düna verbunden. Bei einer einstündigen Bootsfahrt kann der Besucher völlig entspannt die Stadt genießen. Der schönste Teil der Bootstour ist die Fahrt auf der Düna. Vom Fluss aus kann der Tourist mit einem Panoramablick die Türme (St. Petri-Kirche, Dom, St. Jakobs-Kathedrale, Schloss) der Altstadt betrachten.

Nach dieser Bootsfahrt begann meine Weiterreise in Richtung Reval. Die Fahrt auf der Via Baltica (E67) erwies sich als genauso beschwerlich wie im Jahr 2011. Für die Strecke von 310 km benötigte ich fast sechs Stunden. Auf dieser Landstraße rollt der gesamte Verkehr zwischen Nord und Süd durch das Baltikum. Wenn dann noch Militärtransporte unterwegs sind, kommt die Fahrt fast zum Erliegen. Der Ausbau dieser Fernstraße zu einer richtigen Magistrale mit teilweise drei Fahrspuren pro Richtung bei den Stadtumfahrungen ist eine absolute Notwendigkeit. Leider haben dies die Verantwortlichen in Brüssel bis jetzt noch nicht realisiert.

Gegen 19:00 Uhr erreichte ich die Hauptstadt von Estland. Reval wurde in der Mitte des 11. Jahrhunderts gegründet, als die Landesherrscher auf dem späteren Domberg eine Burg errichten ließen. Im Jahre 1248 bekam die Hansestadt Lübecker Stadtrecht. Bis zum Jahr 1889 war Deutsch die offizielle Sprache in Reval. Heute wohnen in der Hauptstadt von Estland rund 430.000 Menschen. Bei meinem Abendspaziergang durch die mittelalterlichen Straßen und Gassen erfreute ich mich erneut über die vorbildlich restaurierten Häuser aus den letzten 600 Jahren der Stadtgeschichte. Hervorzuheben ist das gotische Rathaus, das seit seiner Fertigstellung um das Jahr 1300 bis heute sein Aussehen nicht verändert hat. Die gewaltige Stadtmauer (Länge: 2,3 km, Höhe: 16 m, Dicke: 3 m) mit seinen 40 Türmen ist zur Hälfte erhalten. Bei einem Gang auf diesem Bollwerk hat man einen tollen Blick auf die Stadt und die Ostsee. Im Jahr 2011 war Reval Kulturhauptstadt Europas. In einer der unzähligen Kneipen, Wirtshäuser, Restaurants, Pubs und Cafes genoss ich mit den vielen bummelnden Touristen mein Abendessen und ging dann zum Hotel.

Ihr

CHristoph Neumann