Gegen 10:00 Uhr stand ich am Willkommen-Zentrum der Marienburg. Der Platz davor war schon mit einigen Touristen gefüllt. Neben polnisch und deutsch hörte ich englisch, spanisch, italienisch sowie russisch aus den Mündern der Besucher. Vor genau 25 Jahren stand ich gleichfalls an dieser Stelle und hatte mir die größte Backsteinburg der Welt angesehen. Die Marienburg ist ein Zeugnis der deutschen Geschichte in Preußen und im Baltikum und war von 1309 bis 1454 der Hauptsitz des Deutschen Ordens. Dieser wurde im Jahr 1190 im Heiligen Land mit dem offiziellen Namen Orden der Brüder vom Deutschen Hospital Sankt Mariens in Jerusalem gegründet. Zum damaligen Herrschaftsbereich des Ordens gehörten die baltischen Gebiete Estland, Wierland, Lettland, Lettgallen, Livland, Kurland, Semgallen, Litauen und andere sowie die preußischen Gebiete z.B. Ermland, Pogesanien, Sudauen oder Pomesanien; in dem die Marienburg am Fluss Nogat steht. War ich 1994 fast allein auf der gewaltigen Burganlage unterwegs, so war ich heute ein Gast unter vielen. Beim jetzigen Besuch konnte ich feststellen, dass die Museen, die Restaurants, die Toiletten, allgemein der gesamte Service und die technische Einrichtung dem modernsten Standard entsprechen. Die automatische Audioführung war perfekt. Die Marienburg ist seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe. Nach fast vier Stunden intensiver Besichtigung fuhr ich nach Elbing.

Elbing, die Hauptstadt von Pogesanien wurde 1237 vom Deutschen Orden gegründet und hat momentan 122.000 Einwohner. Bei meinem letzten Besuch im Jahre 1994 bestand das Zentrum kriegsbedingt nur aus Ruinen. An einer Stelle begann ein zaghafter Wiederaufbau. Heute war ich völlig erstaunt und wähnte mich an einem anderen Ort. Die Stadtväter haben in den letzten Jahren Gigantisches geleistet. Die Altstadt ist fast komplett wiedererstanden. Ich erblickte keine sinnlose Betonarchitektur sondern die City wurde denkmalgerecht mit Backsteinfassaden und Fachwerk neu erbaut; eine Augenweide! Beim Schlendern am Fluss Elbing sah ich auch die Erfolge der Stadtväter in puncto Wassertourismus. Der neue Hafen mit vertäuten großen und kleinen Booten belegt die Weitsicht der Stadtplaner. Hier im Mündungsbereich von Elbing und Nogat in das Frische Haff wird in naher Zukunft der Wassertourismus mit allen Facetten eine große Rolle spielen.

Von Elbing fuhr ich auf super ausgebauten Magistralen bis nach Allenstein. Die Hauptstadt von Ermland, gegründet 1353 mit heute 180.000 Einwohnern, konnte ich aus zeitlichen Gründen nur zügig umfahren. Von Allenstein reiste ich gemütlich quer durch die Masuren in Richtung Osten. Die Schnellstraße wird derzeit erbaut. Im masurischen Seengebiet ist die Ortschaft Mikolaiken das Wassersportzentrum. Zum wiederholten Male sah ich, wie gut organisierter Wassertourismus funktioniert, wenn die geldlichen Mittel für Investitionen von der Regierung vorgestreckt werden. Vom Kanuten bis zum Skipper, jeder kann seinem Wassersport frönen, wenn die entsprechende Infrastruktur vorhanden ist.

Nach diesen positiven Eindrücken erreichte ich in der Abenddämmerung Suwalken, die Hauptstadt von Sudauen. Wie am Vortage verschwand ich alsbald im Bett, wobei ich die vielen Erlebnisse Revue passieren ließ.

Ihr

CHristoph Neumann