Tag des Handwerks
Im Gespräch mit Innungsobermeister Thomas Schneider

Am Samstag, den 19. September 2020 besuchte ich den TAG DES HANDWERKS auf dem Leipziger Augustusplatz. Die Veranstaltung wird im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages seit 2011 jährlich durchgeführt und erfreut sich in Leipzig von Mal zu Mal größerer Beliebtheit. Das ist sicherlich auch dem Umstand geschuldet, dass viele Menschen hierzulande in dieser krisengeplagten und schwierigen Zeit Arbeiten von Hand wieder mehr zu schätzen wissen. Das handgemachte Spielzeug steht wieder höher im Kurs als Billigware aus Fernost. Beim Fleischer, der das regional aufgewachsene Rind von nebenan schlachtet, kauft man das Fleisch mittlerweile lieber als vom Discounter.

TAG DES HANDWERKS lockte viele Gäste auf den Augustusplatz

„Handwerk hat goldenen Boden“ – dieser altbekannte Spruch trifft auch heute noch zu. Und so freut es mich, dass es am letzten Samstag so viele Besuchter – darunter etliche Familien – zum TAG DES HANDWERKS zog. Die teilnehmenden Handwerker präsentierten dem Publikum ihr jeweiliges Gewerk kurzweilig und interessant. So konnte man sehen, wie ein Dach gedeckt wird oder dem Bäcker über die Schulter schauen. Bei letzterem sowie anderen Teilnehmern, die Kulinarisches erzeugten, lohnte sich der Besuch auch für den Gaumen. Beim Wein vom Kelterer kam man miteinander genauso gut ins Gespräch wie beim Eishersteller, der die Gäste am Entstehen der kalten Köstlichkeit teilhaben ließ.

Die Anerkennung des Publikums und dessen Respekt vor Handgemachtem wissen die Handwerker zu schätzen. Solche Signale wünschen sie sich auch aus der Politik. Vor allem im Bereich des Nachwuchses. Denn dass dieser im Handwerk oft fehlt, ist leider schon ein länger währendes Problem, welches bis heute nicht gelöst ist.

Im Zusammenhang mit diesem Thema sprach mich Thomas Schneider, Obermeister der Steinmetz-Innung in Leipzig, in meiner Funktion als Bundestagsabgeordneter an. Gemeinsam mit Kollegen hat er einen Vorschlag erarbeitet und mich gebeten, diesen in den Bundestag einzubringen.

Lehrjahr sollte vom Staat bezahlt werden

Die Idee beinhaltet, dass Auszubildende im ersten Lehrjahr nur die Theorie an der dafür vorgesehenen Berufsschule absolvieren sollen und dieses Jahr komplett vom Staat bezahlt bekommen. Ab dem zweiten Jahr könnten die Lehrlinge dann in den verschiedenen Handwerksbetrieben mit der praktischen Arbeit zu den bekannten Modalitäten durchstarten. Dies würde dem Handwerk den immensen Kostendruck in Sachen Nachwuchs nehmen und wäre nur gerecht im Hinblick auf Universitäten, die staatlich sehr großzügig gefördert werden.

Selbstverständlich gab ich Obermeister Schneider, den ich schon lange Jahre als engagierten Handwerker im Leipziger Raum kenne, das Versprechen, seiner Bitte nachzukommen und diesen Vorschlag in den Deutschen Bundestag einzubringen.

Denn ich bin nicht nur in meiner Funktion als Abgeordneter davon überzeugt, dass wir das Handwerk in unserem Land nach allen Kräften unterstützten sollten, sondern auch als Bürger.

Ihr

CHristoph Neumann

Copryright © Foto: KHS Leipzig Astrid Nerlich