Antrag-Nr.VII-A-01920
150 Jahre Reichsgründung
Sehr geehrter Oberbürgermeister Jung,
wertgeschätzte Bürgermeister und Ratsmitglieder,
ehrenwerte Bezirksbeiräte und Ortschaftsräte,
liebe Gäste im Saal und vor den Bildschirmen!
Am 18. Januar 2021 gab es ein Jubiläum; 150 Jahre Reichsgründung. Damals fanden sich zum ersten Mal in der neueren deutschen Geschichte die meisten deutschen Einzelstaaten zu einem gemeinsamen Staate zusammen.
Eine solche nationale Einigung hatte das freiheitlich gesinnte Bürgertum schon seit Jahrzehnten ersehnt und erstrebt. Als prägende Wegmarken seien hier verschiedene Ereignisse beispielhaft angerissen:
- Der Kampf des Lützower Freikorps gegen die napoleonische Fremdherrschaft, als sich Deutsche aus unterschiedlichen Staaten und verschiedener sozialer Herkunft in schwarzen Uniformen mit roten Paspeln und goldenen Knöpfen – unsere Farben Schwarz-Rot-Gold haben hier ihren Ursprung – zusammenschlossen und für die Freiheit und Einheit Deutschlands kämpften.
- Die bürgerliche Revolution 1848 war schließlich das Ergebnis des Kampfes für Freiheit und Demokratie. In der Paulskirche zu Frankfurt am Main versammelte sich das erste frei gewählte gesamtdeutsche Parlament.
Werte Ratsmitglieder, Sie sehen, die Zeit war 1871 reif für einen einigen deutschen Staat. Die Verfassung des jungen Deutschen Reiches war eine der modernsten und freiheitlichsten weltweit. Sie gestand den deutschen Bürgern umfassende Freiheitsrechte zu. So war das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht eine Errungenschaft, die weltweit zu dieser Zeit seinesgleichen suchte.
Das Deutsche Kaiserreich war ein moderner Rechtsstaat, der die Eigentumsrechte seiner Bürger – eine Grundvoraussetzung bürgerlicher Freiheit – garantierte, sich einer unabhängigen Gerichtsbarkeit unterordnete und auf eine unbestechliche und effiziente Verwaltung vertrauen konnte.
Von all diesen eingeübten Gepflogenheiten zehren wir noch heute.
Ebenso zehren wir von den wirtschaftlichen und technischen, den wissenschaftlichen und kulturellen Errungenschaften dieser Zeit. Ein moderner Sozialstaat wurde aufgebaut, dessen Grundstruktur bis heute erhalten und fortgeschrieben wurde.
Wenn wir die Architektur unserer Heimatstadt Leipzig betrachten, so muss man feststellen, dass unsere Stadt ohne die Errungenschaften aus dieser Zeit um einiges ärmer wäre. Allein unser Neues Rathaus, als größter Profanbau dieser Art in Deutschland und weltweit, ist ein beeindruckendes Beispiel der Ingenieurskunst und Architektur des späten 19. Jahrhunderts.
Das Bürgerliche Gesetzbuch wurde in den 1880er und 1890er Jahren entwickelt und trat 1900 in Kraft und wird bis heute fortentwickelt.
Ohne die Reichsgründung ist unser heutiges Grundgesetz nicht denkbar.
All diese genannten Ereignisse sind Teil der Geschichte der nationalen Einheit Deutschlands! So sagte anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Reichsgründung 1971 Bundestagspräsident Kai-Uwe von Hassel (CDU) Zu Recht, dass das Gedenken an die Gründung des Deutschen Reiches „für uns eine Selbstverständlichkeit“ sei, die die „Aufgabe, die Einheit der Nation zu wahren“ ins Bewusstsein des Volkes einbindet.
Und auch der große sozialdemokratische Bundeskanzler Willy Brandt rühmte die Reichsgründung als das „Werk Bismarcks, eines der großen Staatsmänner unseres Volkes“.
Es erscheint angesichts der zahlreichen positiven Einflüsse, die die Reichsgründung hatte und hat durchaus angemessen, dass auch Leipzig ein würdiges Gedenken an dieses große historische Ereignis durchführt. Gerne unterstützen wir Sie, Oberbürgermeister Jung, bei der Findung des Formats.
Werte Ratsmitglieder, bitte zeigen Sie den Leipziger Bürgern, dass Sie die Einheit und Freiheit in Politik und Wissenschaft, in Technik, Wirtschaft sowie Kultur wertschätzen und in die Zukunft tragen wollen. Zeigen Sie, dass sich in Leipzig Tradition mit Zukunft verbindet.
Bitte stimmen Sie unserem Antrag zu.
Danke für die aktive Aufmerksamkeit!
Ihr
CHristoph Neumann
– Ratsherr –
PS: Es gilt das gesprochene Wort!