Bei der "Welt im Wandel"-Veranstaltung in Berlin

Zu dem Thema „Zwischen Fernweh und #FridaysForFuture: Wie geht nachhaltiges Reisen?“ lud am vergangenen Dienstagabend das Verlagshaus DER TAGESSPIEGEL zur Diskussion ein.

Auf dem Podium zu Gast waren Jörg-Michael Rösner, Verantwortlicher für die politische Kommunikation beim Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft e.V. (BTW), Dr. Andreas Hofmann, Team-Leader für das GIZ Projekt EU Switch Asia Luang Prabang Handle with Care zum Thema nachhaltige Destinationsentwicklung, Petra Thomas vom forum anders reisen e. V. und die Reisebloggerin Katharina Maier.

Etwa 150 Leute waren im Publikum anwesend, um die Diskussion zu verfolgen und sich daran zu beteiligen.

Diskussion glitt in die #FridaysForFuture-Ideologie ab

Erwartungsgemäß glitt die Veranstaltung, moderiert von Stephan Wiehler, der beim Tagesspiegel die Redaktion Berlin-Brandenburg leitet, ins Ideologische ab. Wurden doch einmal mehr die täglich im Mainstream veröffentlichten Thesen im Zusammenhang mit CO2 wiederholt und nicht – wie einer sachlichen Diskussion würdig – hinterfragt. Schnell wurden Reisende in Gut und Böse eingeteilt, ohne das freilich direkt so auszusprechen.

Jene, die man unterschwellig zu den bösen Touristen zählt, sind die Kreuzfahrer. Diese Reiseart, die sich alljährlich größerer Beliebtheit erfreut und für die stets neue und auch größere Schiffe gebaut werden, wird schon seit geraumer Zeit von Aktivisten und Sympathisanten der #FridaysForFuture-Bewegung öffentlich verdammt. Auch die Medien tragen hierzu bei, indem – vor allem im Fernsehen – oftmals Kreuzfahrtschiffe gezeigt werden, wenn es um die Themen Klima, Nachhaltigkeit und Umwelt geht.

Dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz wichtig sind, steht außer Frage. Doch darf man den Menschen in Deutschland in diesem Zusammenhang vorschreiben, wie sie (zukünftig) zu reisen haben? Dass eine Minderheit dies gerne tun würde, wurde auf der gestrigen Veranstaltung einmal mehr klar. Und zwar fanden sich sowohl im Publikum als auch im Podium Stimmen, die völlig überzogene Maßnahmen thematisierten. So erzählte die Reisebloggerin davon, wie sie mit ihrem Wohnmobil gern die Atlantikküste besucht und dort während ihrer Aufenthalte die Strände von Müll säubert. Mit diesen Aufräum-Aktionen sowie Einkäufen auf regionalen Märkten und veganer Ernährung an so manchem Ferientag am Atlantik möchte sie „etwas zurückgeben“. Was genau, wurde dem Zuhörer jedoch nicht klar.

Ob eine Krankenschwester im Urlaub Müll sammeln mag?

Ob diese Art des Urlaubs die Kassiererin im Supermarkt nebenan oder den Handwerksmeister, der ganzjährig körperlich schwere Arbeit leistet, ansprechen, darf bezweifelt werden. Diese Menschen wollen sich in ihrem Urlaub erholen und kein schlechtes Gewissen eingeredet bekommen, wenn sie in den Flieger steigen. Denn natürlich war auch das Reisen per Flugzeug ein Thema – negativ besetzt.

Einzig Jörg-Michael Rösner vom Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft punktete mit gesundem Menschenverstand und machte deutlich, dass er sich allen Touristen verpflichtet sieht. Jenen, die eine Schiffsreise buchen genauso wie den Urlaubern, die für die schönsten Wochen des Jahres mit dem Flugzeug einfach nur in die Sonne fliegen und am Strand den Alltag vergessen möchten.

Dass aber gerade die #FridaysForFuture-Generation diese arbeitenden Menschen und ihre Bedürfnisse so gar nicht im Blick hat, zeigten verschiedene Wortmeldungen von jungen Leuten aus dem Publikum. Eine junge Frau schlug für Länder in sehr heißen Regionen vor, dort einfach keine Klimaanlagen mehr vorzuhalten, damit der Urlauber die Temperaturen so erlebe, wie sie dort an der Tagesordnung sei. Ein anderer weiblicher Gast machte den Vorschlag, die Flugreisen im Preis zu verteuern, so dass sich die Vielfliegerei von selbst erledige.

Viele Vorschläge in Sachen Klima und Nachhaltigkeit beschneiden in gesellschaftlicher Teilhabe

Würden diese Vorschläge tatsächlich umgesetzt, so würde das einerseits bedeuten, Touristen zu bevormunden und andererseits finanziell benachteiligte Bürger in ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – und dazu gehört auch der Urlaub – zu beeinträchtigen.

Kaum vorstellbar, dass die Mehrheit der Bürger solche Ideen oder gar ihre Umsetzung gutheißt. Dass viele Wortmeldungen dennoch in Richtung Öko-Verbote gingen, war wohl dem Umstand geschuldet, dass das Publikum zum Großteil aus #FridaysForFuture-Aktivisten und -sympathisanten bestanden haben dürfte.

Ihr

CHristoph Neumann